top of page

Das Heilige sehen

Eine neue Brille anziehen


Ein Lehrer missbilligte stets alles, was den Anschein des Sensationellen hatte. Das Göttliche, behauptete er, findet man nur im Gewöhnlichen.

Später fügte er hinzu: Heiligkeit ist etwas Geheimnissvolles. Je grösser sie ist, desto weniger fällt sie auf.

 

Als junger Mann war ich vom heiligen Franz von Assisi begeistert. Ich las alle Bücher über ihn und wollte ihm unbedingt nacheifern. Was mich besonders an ihm berührte, war, dass er mit allem in Beziehung stand.

 

Diese Bezogenheit kommt in seinem Sonnengesang besonders schön zum Ausdruck, zu allen Aspekten der Schöpfung – der Erde, dem Wasser, den Menschen, den Gestirnen, den Tieren und Pflanzen. Für ihn war all das heilig.


Stell Dir vor, wir alle würden die Welt heute mit genau einem solchen Blick betrachten. Wie würde sie wohl aussehen? Wie würden wir leben und wie würde sich das Leben jetzt in diesem Augenblick anfühlen?

 

Manchmal habe ich Bilder und Träume, wie es wäre in einer Welt zu leben, in der das ganz Alttägliche als heilig gesehen wird. Es wäre normal, dass wir teilen würden, dass wir unsere Konflikte konstruktiv austragen und einander in aller Verschiedenheit respektieren und ehren würden. Und es wäre selbstverständlich alle Ressourcen, die unser Planet uns zur Verfügung stellt, mit Bedacht und Weisheit zum Wohle aller einzusetzen.

 

Lasst uns also das Heilige sehen, im ganz Banalen und Alltäglichen. Dafür braucht es etwas Übung.

Ich nenne diese Übung : eine neue Brille anziehen.



Wenn "die neue Brille" richtig sitzt, kann das Auge eine umfassendere Wirklichkeit sehen und wir erkennen:


"Das Auge mit dem ich Gott she, ist das Auge, mit dem Gott mich sieht; mein Auge und sein Auge sind eins" (Meister Eckhart)


Bild: Helixnebel

13 Ansichten0 Kommentare

Aktuelle Beiträge

Alle ansehen

Offenherzig

bottom of page